„Kleines Schild mit großer Wirkung“ (1907)

Geschrieben von admin -

on August 11, 2023

Fröhlich pfeifend lenkte Ewald Bergmann sein Automobil durch Berlin. An den Kreuzungen achtete er auf die Zeichen des Schutzmannes und auch sonst fuhr er vorsichtig. Der Daimler hatte ihn schließlich viel Geld gekostet, aber als Besitzer eines großen Zeitungsverlags mit angeschlossener Druckerei brauchte er dieses neumodische Gefährt. Das war wichtig für sein Bild in der Öffentlichkeit.

Der Fahrtwind zerzauste sanft seine Haare. Ewald blickte auf den leeren Beifahrersitz. Wie schade, dass er keine Gefährtin hatte, die er ausführen konnte und die ihm wie der Wind zärtlich durch das Haar strich.

Ein Pfiff des Schutzmannes rief Ewald zur Ordnung. Fast hätte er das Halt-Zeichen übersehen.

Während er auf die Freigabe der Kreuzung wartete betrachtete er die Menschen auf dem Gehsteig. Manche bummelten gemütlich, als hätten sie alle Zeit der Welt. Anderen sah er an, dass sie von der nächsten Aufgabe, dem Vorgesetzten oder der Ehefrau getrieben voraneilten. Vielleicht war es doch nicht schlecht, allein in dem Wagen zu sitzen.

Der Schutzmann auf seiner kleinen Insel mitten auf dem Platz signalisierte Ewald, dass er weiterfahren durfte. Auf dem Gehweg an der Kreuzung bemerkte er eine junge Frau mit blonden Haaren, die aufgesteckt wir eine Muschel wirkten. Was für ein bezauberndes Geschöpf. Er drehte sich noch einmal um. Winkte die Frau ihm nicht sogar zu? (Fortsetzung irgendwann irgendwo 🙂 )

In der Tat gibt es seit dem 1. Oktober 1907 einheitliche Autokennzeichen in Deutschland bzw. damals im Deutschen Reich. Bis auf HB für Bremen, HH für Hamburg und HL für Lübeck lauteten sie damals jedoch noch anders. Am Anfang stand eine römische Ziffer und dann ein Buchstabe für einen Verwaltungsbereich, schließlich eine Ziffer für das einzelne Auto. Einzig im Königreich Sachsen wurde ein eigenes System genutzt, dort waren die Verwaltungsbezirke mit den römischen Ziffern bezeichnet. Die Kennzeichen wurden nötig, als es immer mehr Automobile gab und damit Unfälle, von denen teilweise keine Verursacher ermittelt werden konnten. Bereits bei der Zunahme der Fahrräder gut 20 Jahre zuvor hatten sich die Kennzeichen als hilfreich erwiesen. © 2023 Dr. Birgit Ebbert www.zeitenlese.de

Diese Geschichte entstand im Rahmen des Förderprogramms „150 Jahre Villa Hügel – 150 Projekte für das Ruhrgebiet“ der Alfried Krupp von Bohlen Halbach Stiftung.

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1900er-Jahre