„Was wäre, wenn …“ (1969)

Geschrieben von admin -

on August 6, 2023

„Mama muss noch arbeiten“, erklärte Margaret Hamilton ihrer sechsjährigen Tochter Laureen. Die junge Direktorin der Abteilung für das Apollo Flight Computer Programming legte dem Mädchen Papier und Stifte hin, damit sich die Kleine beschäftigen konnte, während sie an einem Computerprogramm arbeitete, mit dem die Rakete und die Mondlandefähre gesteuert werden konnten.

Nachdenklich betrachtete sie die Papierstapel, auf denen die 40.000 Zeilen des bisherigen Programms ausgedruckt worden war und das Kollegen aus Spaß aufeinandergeschichtet hatten. Sie konnte sich dahinter verstecken und allenfalls ihr Haarschopf war von der anderen Seite noch zu sehen. Niemals hätte sie gedacht, dass sie eine so wichtige Stelle bekommen würde. Als sie mit ihrem Mann nach Harvard zog, hatte sie sich nur deshalb beim MIT beworben, weil sie etwas tun musste und nicht den ganzen Tag zu Hause sitzen wollte.

„Mami, guck mal!“ Laureen riss Margaret aus den Gedanken. Gut, dass sie noch nicht mit der Arbeit begonnen hatte, sie mochte es nicht, wenn sie unterbrochen wurde. Aber die Zeit drängte und ihr Mann musste an diesem Wochenende auch arbeiten. Sie konnte das Kind leichter mit ins Büro nehmen als er zu Meetings mit Klienten. Sie sah sich um. Ihre Tochter saß nicht an dem kleinen Tisch mit den Malsachen.

„Laureen?“, rief sie, während sie aufsprang und nervös mit den Augen den Raum absuchte. Hoffentlich hatte das Kind nichts angefasst. Vor dem Bildschirm mit der Simulation des Landeanflugs auf den Mond entdeckte sie die Kleine. Statt der schemenhaft erkennbaren Oberfläche des Mondes waren auf dem Screen nur Zahlencodes zu sehen, die immer schneller liefen.

„Was hast du gemacht?“, herrschte Margaret ihre Tochter an. Als sie den erschreckten Blick ihres Kindes bemerkte, zwang sie sich zur Ruhe und fragte sachlich und leise: „Hast du etwas angefasst?“ (Fortsetzung irgendwann irgendwo 🙂 )

Dass am 20. Juli 1969 Neil Armstrong als erster Mensch überhaupt den Mond betreten hat, ist heute Allgemeinwissen, wer jedoch das Computerprogramm entwickelt hat, mit dem er auf dem Mond landen konnte, wissen die wenigsten. Es war die damals 33-jährige Margaret Hamilton, die ab 1965 als „Direktor of Apollo Flight Computer Programming“ die Abteilung leitete, die das On-Board-Programms des Raumschiffs „Columbia“ und der Mondlandefähre „Eagle“ entwickelte. © 2023 Dr. Birgit Ebbert www.zeitenlese.de

Diese Geschichte entstand im Rahmen des Förderprogramms „150 Jahre Villa Hügel – 150 Projekte für das Ruhrgebiet“ der Alfried Krupp von Bohlen Halbach Stiftung.

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1960er-Jahre